BERLIN. Im Mai 2022 ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen auf 917.000 gestiegen. Das sind 137.000 mehr als noch vor zwei Jahren – mitten im ersten Corona-Lockdown. Ihr Anteil an allen 2,26 Millionen Beschäftigungslosen in Deutschland wächst damit auf 40,6 Prozent. Auch dies ist ein kräftiger Anstieg. Im Mai 2020 lag die Quote noch bei 27,7 Prozent und markierte einen Tiefststand. Diese Zahlen gehen aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage des arbeitsmarktpolitischen Sprechers der AfD-Fraktion, René Springer, hervor.
Mit 313.000 Personen ist inzwischen demnach mehr als ein Drittel der Langzeitarbeitslosen länger als drei Jahre ohne Beschäftigung. Rund 60 Prozent (553.000 Menschen) verfügen über keine abgeschlossene Berufsausbildung, 30 Prozent (275.000) sind 55 Jahre oder älter.
32,5 Prozent mehr Ausländer langzeitarbeitslos
Keine deutsche Staatsbürgerschaft besitzen 261.000 Langzeitarbeitslose. Damit liegt der Anteil der Ausländer in dieser Gruppe bei 28,5 Prozent. In der Gesamtbevölkerung stellen sie allerdings nur 12,6 Prozent. Innerhalb von zwei Jahren sind 64.000 Migranten zusätzlich in die Langzeitarbeitslosigkeit gefallen – ein Plus von 32,5 Prozent. Nicht-Deutsche sind weit überdurchschnittlich vom „Langzeitleistungsbezug“ betroffen.
Kritik übte AfD-Mann Springer insbesondere an der schlechten Vermittlungsquote der Jobcenter. So konnten die 18.798 Arbeitsvermittler im Jahr 2021 rechnerisch nur acht Arbeitslose in den ersten Arbeitsmarkt integrieren können. Bezogen auf die Langzeitarbeitslosen konnte ein Arbeitsvermittler im Jahr 2021 statistisch nur einen Langzeitarbeitslosen in den ersten Arbeitsmarkt integrieren.
AfD kritisiert neue Hartz-IV-Regelung
Springer zur JUNGEN FREIHEIT: „Wenn ein Arbeitsvermittler im Jobcenter durchschnittlich ein ganzes Jahr braucht, um einen einzigen Langzeitarbeitslosen in den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln, ist das eine katastrophale Bilanz.“ Er forderte, stärker auf private Arbeitsvermittlung zu setzen. „Im übrigen haben die Mitarbeiter in den Jobcentern aufgrund der Aussetzung der Sanktionen zukünftig noch weniger Handhabe, um Arbeitslose in den Arbeitsmarkt zu bringen.“
Dies sei eine Einladung „zum auf der Nase herumtanzen“, monierte der arbeitsmarktpolitische Sprecher. „Den unzähligen Beschäftigten, die zum Mindestlohn arbeiten und am Ende kaum mehr in der Tasche haben als ein Hartz-IV-Empfänger, ist das alles überhaupt nicht mehr vermittelbar.“ (fh/ho)